PEER METER Autor
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Die Verhöre der Gesche Gottfried

1996 wurde mein Theaterstück

Die Verhöre der Gesche Gottfried

in der Regie von Kai Christiansen in Flensburg uraufgeführt.

Parallel zur Uraufführung erschien im Gosia-Verlag eine Buchausgabe, die von der polnischen Künstlerin
Hanna Zbroniec grafisch gestaltet und illustriert wurde.
Die Illustrationen dieser Seite sind jenem Buch entnommen.


Die Verhöre der Gesche Gottfried
Gosia Verlag, 1996, ISBN 3-9804586-4-4, 64 Seiten, Broschur, 10 Euro
Mit einer Einleitung Der Kriminalfall Gesche Gottfried
Gestaltung des Stückabdrucks: Hanna Zbroniec

50 handnummerierte Exemplare als Vorzugsausgabe in Efalin gebunden
und mit einer Original-Grafik von Hanna Zbroniec
ISBN der Vorzugsausgabe 3-9804586-6-0, Euro 95,00

Beide Ausgaben sind verlagsvergriffen, können aber über mich
(Adresse siehe Impressum) noch bestellt werden.

Die Aufführungsrechte können ebenfalls bei mir erworben werden.
Bei Interesse bitte Exemplare des Stückabdrucks anfordern.

 

Die beiden Protagonisten

Gesche Gottfried

Fünfzehnfache Giftmörderin

Dr. Franz Friedrich Droste

Senator und Untersuchungsrichter

Das Theaterstück Die Verhöre der Gesche Gottfried besteht fast ausschließlich aus dem Arrangement der unzensierten Original-Verhörprotokolle und Zeugenaussagen. Lediglich die Rolle des Senator Droste wurde hinzugefügt.
Jedes Wort ist kostbar und muss gnadenlos ausgesprochen werden aus diesem unglaublichen Pfuhl von Unwissenheit, Sich-Schönreden, Wahnsinn, Angst, Gewalt, Klüngel und Nebel.
Es wechseln Szenen Stimmen aus dem Volk mit Verhören der Gesche durch den fassungslosen Senator, den janus-gesichtigen Doktor Voget, einem äußerst klerikalen Pastor Rotermund und einem fast exorzistisch anmutenden Prediger. Am Schluss steht ein intensiver, fast unerträglicher Monolog der Gesche, der ihren offensichtlichen Wahnsinn und ihre Hilflosigkeit noch einmal zusammenfasst.

Aus den Prozessakten:

Bericht des Untersuchungsrichters Senator Droste über Gesche Gottfried:
"Im allgemeinen hat zwar eine unablässige, sorgfältige Beobachtung ihres Wesens und ihrer Äußerungen mich dahin geführt, dass ich erkenne, wann sie lügt oder heuchelt und wann sie wahr ist; in einzelnen Fällen aber habe ich doch die Erfahrung gemacht, dass Lug und Trug, in denen sie wenigstens seit zwanzig Jahren wie in ihrem eigentlichen Element lebt, ihr fast zur anderen Natur geworden sind, und das sie Beteuerungen ihrer Unschuld, oder ganz fingierte Tatsachen unter der Larve der Wahrheit und Treuherzigkeit verbergen konnte, die der Natur abgestohlen zu sein scheint.

Eine andere traurige Eigentümlichkeit der Inculpatin ist die, dass ihre Gemütsstimmung in einem Augenblick von dem Extrem der Weichheit und Reue zu dem der größten Ruhe und Gefasstheit übergehen kann. Sie, die in einem Moment in Tränen zerfließen will, kann durch eine einzige Frage, durch eine Äußerung, ich möchte sagen, versteinert werden, so dass nichts auf sie Eindruck machte. Sie selbst sagte mir einst, als ich ihr das Grässliche des Mordes ihrer Kinder vorhielt, und wie sie das so wenig afficiert habe: ›Es sei ganz sonderbar, wenn ich so allein war bei den Leichen der Kinder, konnte ich unendlich traurig sein und in Tränen zerfließen. Sobald ich dann aber nur die Haustür aufgehen hörte, dann war ich wie ein Brot, dann konnte ich ganz freundlich und mit Ruhe die Leichen zeigen. Ich konnte keine Träne hervorbringen, und die Leute aufmerksam machen, das sie wohl aussähen. Sagen Sie mir mal, Herr Senator, was war das wohl?‹

Eine Charakteristik der Inculpatin zu geben, scheint mir bis jetzt eine Aufgabe, die ans Unmögliche grenzt. Ein Weib, was kranke pflegt, Arme speist, dem Geben und Schenken, ich möchte sagen, zum Bedürfnis geworden, und die doch ihre Freundinnen vergiftet; was über einem Wort von Goethe weint, und ihre Kinder ermordet. Ein Weib, was einer Liebe fähig ist in solchem Maße, dass sie ihr das Leben der nächsten Angehörigen zum Opfer bringt, und die dann eben diesem Gegenstand ihrer Liebe die Giftschale reicht, und an seinem Sterbelager mit Tränen sich die Haare zerrauft, über die Härte des Geschicks, das so viel Leiden auflegt. Ein Weib, was die Hand eines Achtungswürdigen Mannes ausschlägt, indem sie ihm selbst erklärte, er sei ein zu guter Mensch für sie, die heute ihren eigenen Vater fälschlich als Mörder anklagt, und morgen vielleicht mit ängstlicher Sorgfalt strebt, dass jeder üble Schein von einem Dritten genommen werde, und sie allein als die Schuldige erscheine, die heute stiehlt, was sie morgen verschenkt und tausend andere rätselhafte Erscheinungen mehr an sich trägt. Wer kann es wagen, ihren Charakter zu schildern?"

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