PEER METER Autor
     PEER METER   Autor   

Comic Salon Erlangen 2010

Ein Autor - Sechs Zeichner
Neue Graphic Novels aus Deutschland


Sechs Geschichten von Peer Meter

gezeichnet von Barbara Yelin, Isabel Kreitz, David von Bassewitz,

Gerda Raidt, Nicola Maier-Reimer und Julia Briemle.


Eine Ausstellung des

14. Internationalen Comic-Salons Erlangen

vom 3. - 6. Juni 2010

 

Die Ausstellung soll nicht nur Einblicke geben in die Arbeit der Zeichner, vielmehr soll die Zusammenarbeit zwischen Szenarist und Zeichner gezeigt und dokumentiert werden.

So wird der Besucher in der sich über drei Räume erstreckenden Ausstellung zunächst in die Kulisse eines Arbeitszimmers geführt, dann in die Kulisse eines Ateliers und zuletzt in sechs Kabinette.

Im ersten Raum, dem Arbeitszimmer, steht der mit Recherchematerial beinahe völlig zugedeckte Schreibtisch des Szenaristen. Auf einem Monitor erzählt der Autor von seiner Arbeitsweise und von der Zusammenarbeit mit den sechs Zeichnern.

Durch eine offene Tür gelangt man in den zweiten Raum, der ein großes Atelier bildet. An den Wänden hängen Bildmaterialien und  Skizzen. Sechs Arbeitstische in Stehpulthöhe bilden Zentren des Ateliers. Auf jedem dieser Tische ist wieder ein Monitor. Hier erzählen nun die Zeichner über die Zusammenarbeit mit dem Szenaristen und über ihre Arbeitsweise. Auf den Tischen geben Ausdrucke aus dem E-Mail-Wechsel zwischen Szenarist und Zeichner einen Einblick in die Entstehung der einzelnen Graphic Novels.

Vom Atelierraum geht es in den dritten Raum, der unterteilt ist in sechs miteinander verbundene Kabinette, in denen jeweils die einzelnen Graphic Novels mit Originalseiten, Storyboardseiten und Entwürfen vorgestellt werden.

 

 

Eine kleine Fotoserie von der Ausstellung
Text: Katalog Comic-Salon Erlangen

Die Ausstellung ist als eine Bestandsaufnahme gedacht, als ein Blick hinter die Kulissen, der nicht zuletzt dokumentiert, wie schwer es ist, eine grafische Erzählung zu produzieren: die passenden Charaktere zu definieren, den richtigen Strich zu finden, über 80 oder 200 Seiten die Dramaturgie und den Rhythmus einer Geschichte zu gestalten. Es gibt hier keine uniforme Art voranzukommen, jeder hat seine eigene Technik und Sensibilität.

Mit Gift wird in der Ausstellung das einzige unter sechs Werken präsentiert, das zu diesem Zeitpunkt bereits erschienen ist. Etwas ungewöhnlich, doch geht es in Ausstellungen ja nicht in erster Linie darum, dem Besucher schöne Original-Seiten von dem zu zeigen, was schon im Handel zu finden ist.

Ob Isabel Kreitz mit Haarmann oder David von Bassewitz, der sich in Vasmers Bruder mit dem Fall Karl Denke, einem weiteren Serienmörder, auseinandersetzt, ob die Leipziger Illustratorin Gerda Raidt, die mit Böse Geister zum ersten Mal einen Comic-Band zeichnet, ob die routinierte Nicola Maier-Reimer mit Ein chinesischer Affenhund oder die junge Julia Briemle mit Eine kleine Nachtmusik – alle sind noch am Werk und befinden sich in unterschiedlichen Stadien des Herstellungsprozesses.

Die hervorragende Illustratorin Gerda Raidt ließ sich gerne bei ihrem ersten Comic von der etablierten Isabel Kreitz beraten, wie man eine Bilderfolge auf einer Seite organisiert. Nicola Maier-Reimer mit ihrer langjährigen Erfahrung als Storyboard- und Animation-Zeichnerin wusste erst nach der Erstellung eines detaillierten Storyboards, also nach dem Eintauchen in die Handlung ihrer Geschichte und der Charaktere, wie ihre Hauptfiguren auszusehen hatten.

Julia Briemle, die ihr Brot in einem Trickfilm-Studio verdient und erst vor wenigen Monate mit Peer Meters Szenario konfrontiert wurde, entwarf zuerst eine irreale Märchenwelt, bis sie feststellte, dass diese zum Stoff nicht passte. Und der Virtuose David von Bassewitz malte immer wieder die ersten Seiten von Vasmers Bruder neu, bis ihm klar wurde, dass er der Geschichte um den Kannibalen Karl Denke und einem sich auf dessen Spuren verirrenden Journalisten nur in einem völlig neuartigen Stil gerecht werden konnte.

_____________________________

Jens Balzer schrieb in der Frankfurter Rundschau über die Ausstellung:
Denn Comics - das wurde gerade in Deutschland bislang gern vergessen - sind Kombinationen aus Bildern und Texten; für einen guten Comic braucht es auch die Leidenschaft und die Fähigkeit zum Erzählen. Szenaristen (wie man die Verfasser von Comic-Geschichten nennt) stehen dennoch meist im Schatten der Zeichner - da war es ein gutes Symbol, dass die schönste und einfallsreichste Schau des Salons dem Szenaristen Peer Meter gewidmet war, der mit wechselnden Partnern und Partnerinnen historische Comics gestaltet. Gerade erschienen ist "Gift", das - gezeichnet von Barbara Yelin - die Geschichte der Bremer Giftmischerin Gesche Gottfried erzählt. Erstmals zu sehen waren Seiten aus dem im Herbst erscheinenden "Haarmann", gezeichnet von Isabel Kreitz: In atemberaubend düsteren und detailreichen Bildern erzählen Meter und sie von dem gleichnamigen Serienmörder. Wer schon länger nach Erlangen fährt, erinnert sich noch an das Projekt: 1990 präsentierte Meter den ersten Teil von "Haarmann", gezeichnet von Christian Gorny. Doch Gorny ging nach Großbritannien, um Superheldencomics zu zeichnen, und Meter musste, wie er jetzt sagte, zwei Jahrzehnte warten, bis eine neue Generation von Zeichnern herangewachsen war, die sich für historische Comics interessierte. Nun aber sei alles gut! Wie ihm erging es vielen, die den Comic-Salon seit seinen Anfängen besuchen: Zwanzig Jahre lang musste man warten. Aber nun ist auch der deutsche Comic, das alte Punkmädchen, ans Ende seiner Lehr- und Wanderjahre gelangt.

________

Copyright der Fotos: Internationaler Comic-Salon Erlangen - Erich Malter / Georg Pöhlein / Werner Schwenke 2010

Druckversion | Sitemap
© Peer Meter